{"id":23286,"date":"2015-11-19T09:30:37","date_gmt":"2015-11-19T08:30:37","guid":{"rendered":"http:\/\/www.cvjm-blog.de\/?p=23286"},"modified":"2015-11-19T12:00:39","modified_gmt":"2015-11-19T11:00:39","slug":"flying-toilets-in-kenia-andacht-zum-welttoilettentag","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blogarchiv.cvjm.de\/2015\/11\/19\/flying-toilets-in-kenia-andacht-zum-welttoilettentag\/","title":{"rendered":"Flying toilets in Kenia – Andacht zum Welt-Toilettentag"},"content":{"rendered":"

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erkl\u00e4rte im Jahr 2013 den 19. November zum Welt-Toiletten-Tag der Vereinten Nationen. Hintergrund ist der Kampf f\u00fcr Sanit\u00e4ranlagen, f\u00fcr den sich die Welttoilettenorganisation seit 2001 einsetzt: F\u00fcr mehr als 40 Prozent der Weltbev\u00f6lkerung fehlen ausreichend hygienische Sanit\u00e4reinrichtungen.<\/p>\n

Gerade in den Entwicklungsl\u00e4ndern haben 2,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu Toiletten. Dadurch haben diese Regionen mit verschmutzten Wasser und daraus resultierenden Krankheiten wie Durchfall zu k\u00e4mpfen. Nach Ansicht der Welttoilettenorganisation sind hygienische und zweckm\u00e4\u00dfige Toiletten eine Notwendigkeit und ein grunds\u00e4tzliches Menschenrecht. Sie bedeuten W\u00fcrde und sind ein Symbol f\u00fcr den Fortschritt einer Gesellschaft.<\/p>\n

Matthias Kerschbaum, Generalsekret\u00e4r des CVJM Baden<\/a>, war im Sommer in Kenia und hat seine Erfahrungen rund um die Notdurft der Menschen in diesem Land in einer Andacht zusammengefasst:<\/p>\n

Die geplatzten Plastikt\u00fcten des Lebens<\/h4>\n

„Sofort steigt einem der markante Duft, vielleicht eine Kombination aus Popcorn, Urin und M\u00e4nnerschwei\u00df, in die Nase. Auf einer Partnerschaftsreise zum YMCA Kenia besuchen wir einen der \u00f6rtlichen Branches, den YMCA inmitten des Slums Kibera. Aufgrund von Stra\u00dfenbauarbeiten h\u00e4lt unser Fahrzeug bereits ein St\u00fcck vor dem Ziel und so betreten wir in diesem Moment tats\u00e4chlich Neuland als wir uns Schritt f\u00fcr Schritt durch die engen Gassen schl\u00e4ngeln.<\/p>\n

\"Ken<\/a>

Ken ist der Leiter des Kibera YMCA und zeigt die R\u00e4umlichkeiten vor Ort<\/p><\/div>\n

Nach einigen hundert Metern in dieser Welt zwischen Menschen in Anz\u00fcgen, zusammenbrechenden Baracken, Schlamml\u00f6chern, traurigen Blicken und unwirklicher Jahrmarktatmosph\u00e4re kommt uns Ken, der CVJM-Sekret\u00e4r des YMCA Kibera entgegen, begr\u00fc\u00dft uns herzlich und erz\u00e4hlt auf dem Weg, dass er selbst aus diesem Slum stammt. Auch heute wohne er noch mit seiner Frau und seinem Kind dort, weil er hier etwas davon weitergeben wolle, was er selbst Gutes geschenkt bekommen habe.<\/p>\n

Von einer Reiseteilnehmerin erfahre ich unterwegs, dass die Menschen sich helfen, indem sie ihr Gesch\u00e4ft in Plastikt\u00fcten machen, diese zusammenknoten und dann, weil sie nicht wissen wohin damit, einfach irgendwohin werfen. Falls diese Wurfsendungen dann beim Nachbarn landen, kann es gut sein, dass diese auch ziemlich schnell wieder zur\u00fcckkommen. Es kommt dabei gar nicht so selten vor, dass diese T\u00fcten dann aufgeplatzt auf dem Weg zu finden sind. Die Menschen nennen diese Praxis etwas humorvoll \u201eflying toilets\u201c. Daran erinnere ich mich, als ich die T\u00fctenreste auf dem trotz Trockenheit schlammigen Weg bemerke.<\/p>\n

In diesem Moment als ich diese Zeilen schreibe, wird es mir unwohl: Kann man so etwas Intimes \u00fcberhaupt erz\u00e4hlen? Die Menschen versuchen ja nur mit ihrer Not umzugehen. Aber gerade um diese Menschen mit ihren Grundbed\u00fcrfnissen nicht alleine zu lassen, will ich dieses Erlebnis teilen.<\/p>\n

Als wir sp\u00e4ter am Eingang des YMCA Kibera ankommen, entdecke ich direkt am Eingang eine \u00f6ffentliche Toilette. Dieses Bild bleibt bei mir h\u00e4ngen. Der CVJM ist dort, wo die Not am gr\u00f6\u00dften ist. Der CVJM ist ein Ort, an dem sich Menschen Erleichterung verschaffen k\u00f6nnen. Beim CVJM gibt es Platz f\u00fcr die geplatzten Plastikt\u00fcten des Lebens.<\/p>\n

Wir w\u00e4re es, wenn wir in Vertrauensr\u00e4ume investieren w\u00fcrden, durch die junge Menschen frei werden, ihr Inneres preiszugeben. Ihr Herz auszusch\u00fctten. Das tut gut. Sogar die unsch\u00f6nen und unappetitlichen Dinge will Gott haben. Der \u201eStuhlgang der Seele\u201c (Lichtenberg) ist dort am besten aufgehoben.<\/p>\n

Pl\u00f6tzlich geschieht Beichte, ohne dass man unbedingt wissen m\u00fcsste, dass das so hei\u00dft. Ganz im Gegensatz zu den \u201eflying toilets\u201c darf jede und jeder sicher sein, dass einem diese Dinge nicht mehr um die Ohren fliegen.<\/p>\n

\"Treffen<\/a>

Treffen mit Jugendlichen auf dem Hof des Kibera YMCA \u2013 ein „Safe Space“ f\u00fcr viele junge Menschen im Slum<\/p><\/div>\n

Wie wichtig \u201eSpace\u201c (vgl. youth empowerment, YMCA Weltratstagung 2014<\/a>) ist, wird au\u00dferdem deutlich, als wir durch das Tor auf das Gel\u00e4nde treten. Aus dem Gedr\u00e4nge der Stra\u00dfe betreten wir einen Ort, der zum durchatmen, spielen und lernen einl\u00e4dt. Ein befreiendes Erlebnis. Das Wort \u201eDu stellst meine F\u00fc\u00dfe auf weiten Raum\u201c (Ps 31,9) gibt wieder, was wir als Gruppe in diesem Augenblick empfinden.<\/p>\n

Es ben\u00f6tigt sichere R\u00e4ume, in denen jungen Menschen angstfrei f\u00fcrs Leben lernen und in denen sie sich mit ihren Gaben und Grenzen frei entfalten k\u00f6nnen. Dazu geh\u00f6ren zwingend Rahmenbedingungen, die jedem einzelnen Menschen ein Leben in W\u00fcrde erm\u00f6glichen. Daf\u00fcr muss es auch rund ums stille \u00d6rtchen richtig laut werden.“<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen erkl\u00e4rte im Jahr 2013 den 19. November zum Welt-Toiletten-Tag der Vereinten Nationen. Hintergrund ist der Kampf f\u00fcr Sanit\u00e4ranlagen, f\u00fcr den sich die Welttoilettenorganisation seit 2001 einsetzt: F\u00fcr mehr als 40 Prozent der Weltbev\u00f6lkerung fehlen ausreichend … <\/p>\n

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