{"id":17715,"date":"2014-06-02T12:15:26","date_gmt":"2014-06-02T10:15:26","guid":{"rendered":"http:\/\/www.cvjm-blog.de\/?p=17715"},"modified":"2014-06-04T09:51:48","modified_gmt":"2014-06-04T07:51:48","slug":"noah-die-sintflut-erreicht-hollywood","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blogarchiv.cvjm.de\/2014\/06\/02\/noah-die-sintflut-erreicht-hollywood\/","title":{"rendered":"Noah: Die Sintflut erreicht Hollywood"},"content":{"rendered":"

Entdeckt Hollywood die Bibel wieder? Mit Sicherheit bietet die Bibel viele leinwandtaugliche Stoffe \u2013 und die produzierten Verfilmungen der verschiedenen biblischen Erz\u00e4hlungen in den letzten 100 Jahren sind kaum zu z\u00e4hlen. Von besonderer inhaltlicher und effektvoller Dramatik erscheint hier besonders die Geschichte um Noah und die Sintflut aus dem 1. Buch Mose, die von Paramount Pictures mit einem Budget von 130 Millionen US$ Anfang April auch in die deutschen Kinos gesp\u00fclt wurde.<\/p>\n

\"Die<\/a>

Die Tiere kommen zur Arche.<\/p><\/div>\n

Der Hintergrund geh\u00f6rt zu den Grand Narratives (Gro\u00dfen Erz\u00e4hlungen) <\/i>der Menschheit: Als Gott beschlie\u00dft, die verdorbene Menschheit zu vernichten und die Sintflut schicken will, da erw\u00e4hlt er den gottesf\u00fcrchtigen Noah und dessen Familie, um eine Arche zu bauen und damit sich und je ein Paar der Tiere dieser Erde zu retten. Darren Aronofsky als Regisseur zaubert mit Schauspielern wie Russell Crowe (Noah), Jennifer Conelly (dessen Frau Naameh), Emma Watson und vielen anderen einen \u00a0\u201efantastischen Film auf die Leinwand, in dem alle Schauspieler absolut gl\u00e4nzen\u201c<\/i>, so der 18-j\u00e4hrige Elliot Murray.<\/p>\n

Zusammen mit Solveig Gresselmeyer und Clara Eppendal hat sich Elliot dieses Action-Drama angeschaut und bewertet. Sie, ebenso wie Marlena Petring und Christopher Pilz, Student der CVJM-Hochschule<\/a>, konnten sich auf Einladung des Marketings von Paramount Pictures und im Rahmen der medienp\u00e4dagogischen Projektarbeit der CVJM-Hochschule in Kassel den Film ansehen.<\/p>\n

W\u00e4hrend die Geschichte um die Sintflut in vielen Mythen und Erz\u00e4hlungen von V\u00f6lkern weltweit vorkommt, versucht der Film sich auf die biblische Urgeschichte zu konzentrieren, muss aber offenkundig Anpassungen an heutige Themen und Publikumsvorlieben hinnehmen. So ist Elliot zun\u00e4chst auch irritiert \u00fcber die fragw\u00fcrdige biblische Authentizit\u00e4t der Umsetzung, die offenbar auch das Testpublikum bei den ersten \u00f6ffentlichen Vorf\u00fchrungen des Films zu Kritik veranlasst hatte:<\/p>\n

\u201eWas mich jedoch zutiefst st\u00f6rt ist, dass der Film absolut nichts mit der wahren Begebenheit zu tun hat. Es kommt mir vor als wollte uns der Film weismachen, dass Fleisch essen und die Umweltzerst\u00f6rung etwas mit der Sintflut zu tun hatten.\u201c <\/i><\/p>\n

Und tats\u00e4chlich fragt man sich als theologisch versierter oder doch religi\u00f6s geschulter Zuschauer st\u00e4ndig, an welchen Stellen der Film in seiner Darstellung jener der Bibel entspricht. Clara (17) hat als bibeltreue Christin den Kinosaal mit gemischten Gef\u00fchlen verlassen. Zwar fand sie die Animationen und Trickaufnahmen \u201e…wirklich sehr vorbildlich und aufw\u00e4ndig.\u201c<\/i> Beeindruckt sei sie insbesondere von den dargestellten Wassermassen und den animierten Tieren gewesen.<\/p>\n

\u201eJeder der gerne eine Verbindung zwischen Action und Drama mag, sollte in den Film mal reingehen, aber f\u00fcr jeden Christen ist es nur eine primitive Nachahmung und Modifikation der wahren und richtigen Bibelgeschichte\u201c<\/i>, urteilt sie am Ende.<\/p>\n

Solveig (17) steht dem mitrei\u00dfenden Drama ebenfalls zwiegespalten gegen\u00fcber. Blutr\u00fcnstig und beklemmend erz\u00e4hle der Film ihrer Meinung nach ansatzweise die Grundz\u00fcge der biblischen Geschichte. Doch sie schr\u00e4nkt ein:<\/p>\n

\u201eJeder, der eine realistische Verfilmung der biblischen Erz\u00e4hlung ‚Noah‘ sucht, ist jedoch definitiv falsch in diesem Film.\u201c<\/i><\/p>\n

Stattdessen w\u00fcrden, so Solveig, Vegetarier m\u00f6glicherweise besonders angesprochen, da er wirke wie eine Werbe-Kampagne f\u00fcr ein fleischloses Leben und einen nachhaltigen Lebensstil. Aber auch f\u00fcr alle, die weder Vegetarier noch \u00fcberzeugte Tiersch\u00fctzer seien, lohne sich „Noah“, denn wenn der Film unabh\u00e4ngig davon Zuschauer dazu verleite, die Bibel in die Hand zu nehmen und die Geschichte um Noah und die Arche durchzulesen, habe der Film auf jeden Fall etwas gebracht, lautet ihr Fazit.<\/p>\n

Tats\u00e4chlich ist der bildgewaltige Film geschickt in eine parallele Erd-Welt ger\u00fcckt, die gleichzeitig die Urzeit dieser Erde verk\u00f6rpern k\u00f6nnte, als auch eine \u00a0ferne Zukunft. Zukunft oder Vergangenheit also, in der die Menschheit ihre Lebensgrundlagen zerst\u00f6rt und sich selber beinahe ausgerottet hat. Unwirklich ist diese Welt und erinnert latent an Kevin Kostners \u201eWaterworld\u201c (1995) und bietet zahlreiche visuelle Motive vom \u201ePlanet der Affen\u201c.<\/p>\n

Eine Welt, in der Gott als \u201eder Sch\u00f6pfer\u201c so fern und unpers\u00f6nlich scheint und Noah allein l\u00e4sst in seiner Verantwortung f\u00fcr die \u201eBewohner\u201c der Arche, dem letzten Rest von Gottes einstmals so gro\u00dfer Sch\u00f6pfung, dass man sich schon fragt, warum Noah all die M\u00fchen auf sich nimmt.<\/p>\n

Ein d\u00fcsteres Gottesbild ist es ohnedies, das der Film bef\u00f6rdert. Der strafende, der unbarmherzige Gott, dem die Fehlbarkeit seiner Sch\u00f6pfung Mensch seit dem S\u00fcndenfall bekannt ist und der – so scheint es – \u00a0keine andere L\u00f6sung findet als sie zu vernichten?<\/p>\n

Es bedarf schon einiger Aufmerksamkeit der Zuschauer, um in seinen Absichten den Wunsch nach Reinigung, nach L\u00e4uterung zu erkennen und nicht den Willen zur totalen Vernichtung. Zudem zeigen sich immer wieder Zeichen der Hoffnung und der Zukunft, etwa im M\u00e4dchen Illa, die trotz ihrer schweren Verletzungen letztlich doch Zwillinge geb\u00e4rt und deren Unfruchtbarkeit geheilt wird.<\/p>\n

Irritierend wirkt zudem die heilige Schlangenhaut, die den Film rahmt und mit der der \u201eBewahrungsauftrag\u201c im Film von einer Generation an die andere \u00fcbergeben wird. Die Haut der Schlange, die Eva verf\u00fchrte und so als ein Ausl\u00f6ser angesehen werden kann f\u00fcr die Zentrierung des Menschen auf sich, seine Abwendung von Gott und damit das Loslassen der Sch\u00f6pferhand und den S\u00fcndenfall, stellt also aus der Sicht einer bibeltreuen Auslegung eine fragw\u00fcrdige \u201eheilige\u201c Reliquie dar.<\/p>\n

„Noah ist absolut bildgewaltig und sehenswert. Obwohl man meint, die Handlung sei ja bekannt, \u00fcberrascht der Film immer wieder mit unerwarteten Wendungen und durchaus drastischen Bildern“<\/i>, sagt dagegen Marlena Petring und Christopher Pilz f\u00fcgt hinzu:<\/p>\n

\u201cSpannend, wie verschiedene Motive biblischer Geschichten mit in die Noah-Verfilmung eingebunden werden. Die Story wird mitrei\u00dfend erweitert und bekommt mit den tollen Effekten aktuellen Bezug.\u201c<\/i><\/p>\n

Aktuelle Bez\u00fcge finden sich \u00fcbrigens auch zuhauf durch Anspielungen an andere popul\u00e4re Fantasy- und Science-Fiction-Filme. Wirken die gefallenen und von Gott versto\u00dfenen Engel zun\u00e4chst wie zerklumpte Transformer oder zu ungestalt geratene Steinbei\u00dfer und pr\u00fcgeln und zerstampfen sie die auf die Arche dr\u00e4ngenden \u201eb\u00f6sen\u201c Menschen, damit Noah seine g\u00f6ttliche Mission \u00fcberhaupt ungest\u00f6rt erf\u00fcllen kann, ebenso grimmig, entschlossen und gut animiert wie ihre Br\u00fcder im Herrn der Ringe, so schlummert in ihnen doch eine verwundete und gesch\u00e4ndete Seele, die im Moment ihres irdischen Todes heimf\u00e4hrt gen Himmel und ihnen die ehrf\u00fcrchtigen Worte entlockt: \u201eDer Herr… er holt uns nach Hause.\u201c<\/i><\/p>\n

Sehns\u00fcchtiger ist dies seit den Zeiten von ET im Kino nicht mehr gesagt worden.<\/p>\n

W\u00e4hrend der Film die einen also beeindruckt in seiner aufwendigen Inszenierung und die anderen durch die vielen Abweichungen von der Originalgeschichte ver\u00e4rgern mag, kann man ihn auf jeden Fall als sehenswert und \u201ediskussionsw\u00fcrdig\u201c einstufen. Diskussionen bef\u00f6rdern Kommunikation. Und was kann schlecht daran sein, den eigenen Nutzen und die Folgen des pers\u00f6nlichen Handelns f\u00fcr die Menschheit zu hinterfragen und zu \u00fcberlegen, wie Aussagen der biblischen Geschichte und einer Hollywoodinterpretation sich in den Kernaussagen entsprechen? Ein Sprechen \u00fcber Gott kann der Anfang f\u00fcr vieles sein… wie ein kleines Samenkorn.<\/p>\n

(Cindy Gresselmeyer, Prof. Dr. Stefan Piasecki
\nForschungsstelle Medienp\u00e4dagogik, CVJM-Hochschule, Kassel)
\n<\/em><\/p>\n

\u00a0<\/b><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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